Freud

USA 1962, 140 min, s/w, englische Originalfassung

„Freud“ – John Hustons Skandal-Film von 1962 – ist zum 1. Mal ungekürzt in Wien zu sehen. Jean-Paul Sartre hatte das ursprüngliche Drehbuch geschrieben – für einen Film von mehr als sieben Stunden. Mit Hilfe von Max Reinhardts Sohn Wolfgang und Charles Kaufman erstellte  Huston daraus ein filmbares Drehbuch, das Kaufmann kommentierte:  „Auch wenn der Herrgott selbst diesen Film machte, würden Katholiken, Baptisten, Freudianer, Neo-Freudianer, Jungianer, Adlerianer sich empören.“ Der Film ist keine abgefilmte Biographie, Sartre und Huston hatten versucht, sich auf den jungen Freud und die Jahre zwischen 1885 und 1890 zu beschränken und die Anfänge der Psychoanalyse und Freuds zu schildern –  jenes „pedantischen, verschlossenen, eigensinnig-gradlinigen, fast preußisch anmutenden Österreichers“ (Ludwig Marcuse).


Freud  – lebensnah porträtiert von Montgomery Clift – und das Unbewusste als Thriller.

Huston: „Es ist ein Reißer. Es ist sogar ein sehr gründlicher Reißer. Die Geschichte ist voller Handlung. Nur spielt sich natürlich alles hinter den Augäpfeln ab.“ Ziel war es, am Beispiel eines künstlichen Falles zu zeigen, wie der junge Freud Schritt um Schritt in die Rätselwelt des Unterbewussten eindringt und die Methoden der Psychoanalyse entwickelt. Huston will die Zuschauer zwingen, einen Blick in die Dämmerwelt ihrer eigenen Seelen-Abgründe zu tun. Es komme ihm darauf an, dass die Zuschauer „weniger selbstsicher das Kino verlassen“.

Huston: „Es geht nicht darum, was die Leute nachher von Freud wissen werden. Es geht darum, dass sie mehr von sich selbst wissen.“


Freud

Regie: John Huston
Mit: Montgomery Clift, Susannah York, Eric Portman, David McCallum
Kamera: Douglas Slocombe
Musik: Jerry Goldsmith Drehbuch: Charles Kaufman, Wolfgang Reinhardt, John Huston, Jean-Paul Sarte

In Kooperation mit Facultas anlässlich des 160. Geburtstages Sigmund Freuds. Mit Einführung von Klaus Davidowicz und Frank Stern und anschließendem Publikumsgespräch.