Natalie Portman, in Jerusalem geboren und in den USA aufgewachsen, verfilmte die Erinnerungen des israelischen Schriftstellers Amos Oz an seine Kindheit im Jerusalem der 1940er Jahre als große Hommage an die Literatur. Oz selbst nannte „Eine Geschichte von Liebe und Finsternis“ einen „autobiographischen Roman“. Und ums Fabulieren und die verbindende Kraft des Erzählens geht es auch.
Portman spielt in der von ihr adaptierten Filmversion großartig und sehr berührend Oz’ Mutter Fania, die ihrem kleinen Sohn Geschichten erzählt, aber zunehmend an Depressionen leidet. Ein zutiefst menschlicher, kluger und vielschichtiger Film über die unruhigen Gründungsjahre des Staates Israel, über Mutterliebe, Verlust und was eine Familie zusammenhält. Portman setzt das Israel des Unabhängigkeitskrieges in soghafte Bilder um, die so gar nichts mit den vertrauten „Exodus“-Szenen gemein haben. Sie erweckt mit gedeckten, dunklen Farben den Eindruck eines osteuropäischen Shtetls, das man unfreiwillig in den Orient verpflanzt hat. Großartige Schauspieler geben der Geschichte Wärme und Tiefe, die die Roman-Vorlage vermissen lässt.