Kabbala und Erotik geht das zusammen? Bereits vor rund 100 Jahren schrieb Kafkas Hebräischlehrer Georg Langer sein „Erotik der Kabbala“ – eine kühne Mischung aus Freud und Mystik. Aber auch schon in den mittelalterlichen kabbalistischen Meisterwerken wie dem „Zohar“ wird eine komplexe sexuelle Symbolik entworfen – vom „Schefa“, dem göttlichen Samen bis hin zu einem androgynen Gottesbild mit Phallus und Vagina. Dabei waren viele Kabbalisten davon überzeugt, dass sexuelle Versuchungen oder Phantasien die spirituelle Meditation unmöglich machen würden oder den Mystiker zur „anderen Seite“, der Welt der Dämonen, führen würde. So erinnerte der spanische Mystiker Abraham Abulafia daran, dass schließlich das Wort Satan den gleichen Zahlenwert (359) wie „sera’a lavan“ (weißer Same) hätte. Besonders gefürchtet ist natürlich die vampirische Dämonenkönigin Lilith, die legendäre erste Frau des biblischen Adam. Sie wird als emanzipierte Frau geschildert, die sich weigert, sich Adam in sexuellen Fragen unterzuordnen, da sie ja gleichberechtigt erschaffen wurden. Das hat ihren Hinauswurf aus dem Paradies zur Folge und Lilith wird Herrin der dämonischen Gegenwelt. In der Kabbala ist sie der „unreine Spiegel“ mit dem verführerischen roten Haar und eine gefährliche „männermordende“ Hure, die die Narren, die ihr reihenweise verfallen, geradewegs in die Hölle abtransportiert. Ein anderer Aspekt ist Lilith als vampirische Kindsmörderin. Filmemacher haben sich schon seit den Tagen des Stummfilms für die Welt der kabbalistischen Wunderrabbiner, Dybbuks, Golems und unterdrückter bzw. ausgelebter Sexualität interessiert. Bei den Filmen unseres „Double Features“ können wir sehen, dass die jüdische Mystik keineswegs nur ein buntes Beiwerk ist, sondern dass die Filme in ihrer Auseinandersetzung mit der Kabbala einen durch und durch modernen Midrasch (Kommentar) darstellen und das Bild jüdischer Religion in der Populär-Kultur entscheidend geprägt haben.(kd)
Beide Vorstellungen mit Einführung von Klaus Davidowicz und Frank Stern und anschließendem Publikumsgespräch.